Big Daddy im Sossusvlei – oder wenn Dünen singen
Da ragt er vor mir im Sossusvlei auf – Big Daddy. Leuchtend orange zeichnet sich der Dünen-Koloss vor dem strahlend blauen Himmel ab. „Crazy Dune“ nennen Sie die Namibier. Und mir schwant – der Weg darauf wird ganz schön anstrengend werden…
Big Daddy
Big Daddy ist eine der höchsten Dünen der Namib-Wüste. Die Höhenangaben schwanken zwischen 320 und 380 Metern. Dagegen erscheint die klassische Sonnenaufgangsdüne, Düne 45, mit 80 Metern fast wie ein Klacks. Sie liegt etwa 65 km nach dem Sesriem Gate, dem Zugang zum Dünengebiet des Namib Naukluft Parks. Mit einem Geländewagen kann man bis zum Parkplatz bei Kilometer 60 (nahe des Sossusvlei) fahren.
Der Weg auf die Düne
Der Weg führt zunächst recht gemächlich auf eine sanfte Anhöhe – um sich danach scheinbar endlos in einem weiten Bogen nach oben zu ziehen. Es geht steil bergan, der Grat ist schmal. Die Füße versinken tief im roten, heißen Sand, die Sonne brennt von oben. Nicht zurück schauen, nur auf den nächsten Schritt konzentrieren. Nach einer knappen Stunde erreiche ich einen Sattel und lasse den Blick das erste Mal in aller Ruhe schweifen. Unglaublich schön. Hinter mir wechseln sich weiße, flache Vleis mit rollenden Dünen ab, gesprenkelt vom zarten Grün von Büschen. Neben dem Grat fallen die Seiten der Dünen steil ab und lassen den Blick in kleine Vleis oder wahre Sandmeere frei.
Auf dem Gipfel von Big Daddy
Doch bis jetzt ist erst die Hälfte des Aufstiegs geschafft. Noch eine gute Stunde Weg bis zum Gipfel liegt vor mir. Es ist zwar ein Klischee, doch oben angekommen sind die Strapazen vergessen. Der Blick ist noch grandioser – die Weite und das strahlend weiße Dead Vlei direkt unter mir.
Der singende Sand
Die Belohnung wartet auf mich – den steilen Abhang von Big Daddy hinunter rennen.
Die Beine werden immer schneller – wo sie beim Aufstieg im Sand versunken sind, scheinen sie nun fast zu schweben. Plötzlich höre ich ein lautes Geräusch. Wissenschaftlich betrachtet, werden kleine Lawinen erzeugt, in denen Sandkörner aufeinander prallen und elastische Wellen auf der Dünenoberfläche erzeugen. Für mich aber singen die Dünen!
Dead Vlei
Am Ende der Wanderung wartet das Schönste für mich: das Dead Vlei. Die bizarren Baumskelette der Kameldornbäume gleichen wunderschönen Skulpturen. Ich kann kaum aufhören zu fotografieren.
Ein Unterkunftstipp noch: Wer in einer der Camps oder Lodges im Kulala Wilderness Reserve übernachtet, muss nicht ganz so früh aufstehen, um schon zum Sonnenaufgang in den roten Dünen zu stehen – denn hier gibt es einen direkten Zugang zum Park.