Wahiba Sands: In der Welt der langwimprigen Kamele
Fast schon arrogant schaut das Kamel, blinzelt mich unter seinen dichten, langen Wimpern an. Was willst Du hier in meiner Welt, scheint es zu fragen. Eine Welt aus brennend heißem Sand, aus flirrender Luft, aus langsam schaukelnden Bewegungen.
Der Weg in die Wahiba Sands
Abrupt beginnt die Ramlat Al Wahiba nach dem Dorf Al-Mintirib. War die Landschaft gerade noch von grauem Gestein, von schroffen Bergen und versprenkelten Oasen geprägt, ragen fast unvermittelt die roten Dünen der Wahiba Sands am Horizont auf.
Kaum haben wir die Hauptstraße verlassen, sind wir schon in einer ganz anderen Welt. Links und rechts von uns türmen sich die Dünen immer höher auf. Sie sind von robusten Sträuchern und Gräsern grün gesprenkelt. Im Dünental wachsen feingliedrige Ghaf-Bäume. Kamele ziehen auf der Suche nach Nahrung und Wasser vorbei.
Doch je weiter wir in die Wüste gelangen, desto karger wird die Landschaft. Sand, nichts als feiner mal gelber, mal roter Sand umgibt uns. Nach nur guten 10 Kilometern haben wir unser Ziel erreicht, das Desert Night Camp. Und doch scheint es unendlich weit von allem entfernt zu sein.
Die Wahiba Sands
Die Wahiba Sands sind ein Wüstenwinzling. Die Ramlat Al Wahiba ist knappe 200 km lang und 80 km breit und hat eine Fläche von ca. 12.000 km². Zum Vergleich, die Sahara hat eine Ausdehnung von 9 Millionen km².
Was uns mit den ungeschulten Auge als karg und lebensfeindlich erscheint, ist in Wahrheit ein reicher Lebensraum. Über 16.000 wirbellose Tier- und hundert Vogelarten, Füchse, Wölfe, Wildkatzen und Mungos leben in den Wahiba Sands. Ihr Überlebensgarant ist die Nähe zum Meer. Es lässt Morgentau entstehen – eine Wasserquelle für Pflanzen und Tiere.
Sonnenuntergang in den Dünen
Am späten Nachmittag holt uns der Geländewagen ab. Die Gäste des Desert Night Camp wandern nicht, wie ich das aus Nambia kenne, auf die Düne, sondern werden gefahren. Etwas ungewohnt, aber sehr bequem!
Die Aussicht hoch oben auf dem Dünenkamm ist fantastisch. Je mehr die Sonne am Horizont versinkt, desto schärfer werden die Konturen, desto röter leuchtet der Sand.
Als wir am nächsten Morgen die Wüste verlassen, fahren wir ein letztes Mal an einem Kamel vorbei. Täuscht es mich, oder lächet es uns durch seine langen Wimpern an?