Ein Schloss in der Wüste: Duwisib in Namibia
Ich traue meinen Augen nicht. Die Landschaft ist karg, fast menschenleer. Nichts als scheinbar endlose Schotterpads und gelbes Gras. Am Horizont erheben sich spärlich bewachsene Hügel. In diesem Nichts ragt plötzlich eine Burg auf.
Ein wuchtiger Turm überragt den quadratischen Bau. Die Wände sind aus massiven roten Steinen erbaut. Gotisch anmutende Fenster und Türen wechseln sich mit kleinen Fenstern ab, die an Schießscharten erinnern. Vor dem Eingang wiegt sich silbrig schimmerndes Gras in der heißen Mittagsluft, eine einsame Palme lehnt sich fast an die Mauer.
Nein, es ist keine Fatamorgana, es ist das Schloss Duwisib, gut zwei Stunden vom Sossusvlei entfernt. Eine wehrhafte Burg mit einem Rittersaal, ein heimeliger Herrensitz mit Bibliothek, Biedermeiersalon und einem lauschigen Innenhof.
Die Geschichte von Schloss Duwisib
Hansheinrich von Wolf, ein sächsischer Artillerie-Offiziers, war während des Hererokriegs nach „Deutsch-Südwest“ gekommen. Während seines Heimaturlaubs in Deutschland lernte er 1907 die reiche Amerikanerin Jayta Humphrey kennen und heiratete sie. Die romantische Version der Geschichte besagt, dass Jayta sich von ihrem Mann ein Schloss wünschte. Dieser setzte alles daran, den Traum zu erfüllen. Sie zogen nach Namibia. Von Wolf engagierte den Architekten Wilhelm Sander, der auch die bekannte Heinitzburg in Windhoek erbaut hat. Er ließ Steinmetze aus Dänemark, Irland und Schweden kommen, die den Bau aus namibischem Sandstein errichteten. Möbel wurden aus Deutschland mit dem Schiff nach Lüderitz transportiert und dann mit dem Ochsenkarren weiter in die Wüste. Gemeinsam betrieben sie in der Wüste eine Pferdezucht mit importierten Pferden aus England und Australien. 1914 trat das Ehepaar eine Reise nach England an, um einen neuen Zuchthengst zu kaufen. Als sie vom Ausbruch des ersten Weltkriegs erfuhren, meldete sich von Wolf und auf abenteuerlichen Wegen kamen sie zurück nach Deutschland. Er fiel 1916 an der Somme. Seine Frau kehrte nie wieder nach Namibia zurück.
Schloss Duwisib heute
1979 kaufte der Staat das Schloss und ließ es restaurieren. Zunächst wurde es nur als Museum den Gästen zugänglich gemacht. Touristen können einige der Räume, Möbel, Bilder und Waffen aus dem frühen 20 Jahrhundert betrachten. Heute wird dort durch den Namibia Wildlife Resort ein Hotel betrieben mit fünf hübschen Zimmern.
Was macht die Faszination des Schlosses aus?
Schloss Duwisib besticht nicht unbedingt durch architektonische Schönheit. Der Reiz des Schlosses liegt im Überraschungseffekt, der Kontrast zwischen archaisch afrikanischer Natur und einem historistischen Gebäude. Vor allem aber fasziniert, dass hier deutsche Kolonialgeschichte greifbar wird.
Schloss Duwisib lässt sich sehr gut in eine Selbstfahrertour durch Namibia einbinden, beispielsweise als Zwischenstation zwischen dem Fish River Canyon und dem Sossusvlei.