Kariega im Lockdown: Interview mit Mark Rushmere
Am 26. März wurde Südafrika abgeriegelt. Das öffentliche Leben – und natürlich auch der Tourismus – kamen zum Erliegen. Aber wie kann man ein Wildreservat schließen, was sind die Folgen für die Tiere – und wie sieht es mit der Zukunft aus? Wir haben mit Mark Rushmere gesprochen, dem Geschäftsführer des Kariega-Wildreservats im Ostkap.
Mark, in diesen unsicheren Zeiten – wie geht es Dir und wie kommt ihr zurecht?
Das ist eine schwer zu beantwortende Frage! Wir haben nie an eine globale Katastrophe gedacht, die dazu führen würde, dass das Kariega Game Reserve seine Tore schließt. Wir haben immer sorgfältig für schlechte Zeiten oder einen Reiseeinbruch geplant, aber Reiseverbote und Sperren gab es nur in Filmdrehbüchern! Wir alle erleben eine Unzahl von überwältigenden Gefühlen, aber es ist sehr wichtig, die Perspektive zu wahren, positiv zu bleiben und zu tun, was getan werden muss. Während es viel Schmerz, Leid und Angst gibt, erleben wir auch ein großes Gefühl der Verbundenheit, des Mitgefühls und der Liebe im globalen Maßstab. Das ist das Ying und Yang des Lebens! Wir sitzen alle in einem Boot.
Der Lockdown kam für uns alle fast ohne Vorbereitungszeit. Wie habt ihr es geschafft, eure Lodges in ein paar Tagen zu schließen?
Starke Führung, konzentrierte Teamarbeit, Entschlossenheit und klare Kommunikation waren die Schlüsselelemente für die Schließung des Reserves und die Vorbereitung auf die Abriegelung. Es gab viele Variablen, mit denen umgegangen werden musste, von der Betreuung der Gäste, die sich noch in Kariega befanden, über die Verwaltung von Stornierungen und Rückfragen vor Ort, entscheiden, welches Personal in der Reserve bleibt und wer es verlässt, bis hin zur Konsolidierung der Lebensmittelvorräte. Es war eine Menge los – es war alles ziemlich surreal. Wir sind unseren Mitarbeitern dankbar. Alle arbeiteten ihren Stärken entsprechend, und wir haben die Arbeit unter schwierigen Umständen erledigt.
Obwohl wir noch nicht wissen, wann die Abriegelung aufgehoben wird – habt ihr Pläne für diesen Tag?
Wir werden sehr kurzfristig wiedereröffnen können! Wir haben einen Stab von etwa 64 Personen, die über das gesamte Reservat verteilt sind. Ihre positive Energie und ihre Einsatzbereitschaft machen mich demütig. Die Mitarbeiter wurden in Teams eingeteilt, je nachdem, mit wem sie sich im “Lockdown” befinden. Jedem Team werden wöchentlich Aufgaben zugewiesen, um sicherzustellen, dass alle Lodges und Komponenten des Reservats wie Zäune, elektrische Tore, Wassertanks, Pumpen, Fahrzeuge (und vieles mehr) gewartet und gut gepflegt werden. Wir wollen sicherstellen, dass wir keine Zeit verlieren, um wieder an die Arbeit zu gehen. Wir vermissen unsere Gäste.
In einem Wildreservat geht es nicht nur um Tourismus vor allem dreht sich ein Wildreservat um Naturschutz. Wie stellt ihr sicher, dass sich um die Tier gekümmert wird und sie geschützt sind?
Das Kariega-Wildreservat hat in Zusammenarbeit mit der Kariega-Stiftung sehr hart daran gearbeitet, eine professionelle, gut ausgebildete und mit Ressourcen ausgestattete Anti-Wilderer-Einheit (APU) einzurichten, die noch immer voll einsatzfähig ist und gewährleistet, dass unsere Wildtiere und gefährdeten Arten während dieses gesamten Zeitraums geschützt werden. Wir gehen davon aus, dass die Wilderei von allgemeinem Wild zunehmen wird und auch die Gefahr für größeres Wild, insbesondere für Nashörner, zunehmen wird. Unser Team hat in dieser Woche sechzehn frische Schlingen entlang einer unserer Zäune entfernt, was diesen Punkt belegt.
Wir stehen aus Ressourcen- und Finanzierungssicht unter Druck, dieses engagierte Team am Leben zu erhalten. Die Kariega Foundation arbeitet mit einigen unserer globalen Partner an Spendenkampagnen, um sicherzustellen, dass wir dieses Ziel erreichen.
Unsere Ökologen und ausgewählte Guides sind ebenfalls noch im Reservat, behalten die Tiere im Auge und unterstützen die Bemühungen der APU.
Aus ökologischer Sicht gibt es einige wirklich positive Aspekte. Gebiete in der Wildnis haben Zeit, sich zu erholen, und wir können die Zeit konstruktiv nutzen, um einige wichtige Forschungsprojekte und das Entfernen fremden Vegetation voranzubringen.
Ihr habt einen fantastischen Job während der letzten Jahre gemacht mit dem Neubau von Settler’s Drift und der Modernisierung der River Lodge und der Ukhozi Lodge. Nutzt ihr den Lockdown um Pläne für die Zukunft zu machen?
In Wahrheit denken wir im Moment nicht über die Zukunft nach! Wir müssen diese Krise erst einmal überleben, und unser Hauptaugenmerk liegt darauf, unsere Mitarbeiter mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen zu versorgen. Wir sind dankbar, dass wir in den letzten zwei Jahren die Möglichkeit hatten, Settler’s Drift zu bauen und zum Portfolio unserer Lodges hinzuzufügen sowie die River Lodge und die Ukhozi Lodge zu renovieren. Wir glauben, dass wir ein Safari-Erlebnis von Weltklasse bieten, und wir wissen, dass wir dies auch schaffen werden. Es wird wieder Zeit sein, unser Augenmerk auf eine erweiterte Vision für das Kariega-Wildreservat zu richten, aber das Wichtigste für uns ist jetzt das Wohlergehen der Kariega-Familie insgesamt und alle sicher auf die andere Seite von Corona zu bringen.
On March 26th, South Africa went into lockdown. Public life – and of course tourism – came to a standstill. But how can you close a game reserve, what are the implications for animals – and how is the outlook for the future? We have spoken to Mark Rushmere, managing director of Kariega Game Reserve in the Eastern Cape.
Mark, in these uncertain times – how are you doing and coping?
That is a hard question to answer! We never envisaged a global catastrophe that would cause Kariega Game Reserve to close its gates. We have always planned carefully for poor seasons or a slump in travel, but travel bans and lockdowns only existed in movie scripts! We are all experiencing a myriad of overwhelming feelings, but it is very important to keep perspective, stay positive and do what needs to be done. While there is much pain, suffering and fear we are also experiencing greater feelings of connection, empathy and love on a global scale. That is the ying and yang of life! We are all in this together.
The Lockdown came for all of us with nearly no preparation time. How did you manage to close down your lodges in a couple of days?
Strong leadership, focused team work, decisiveness and clear communication were the key elements to closing the reserve and preparing for lockdown. There were many moving parts and variables that had to be dealt with, from looking after the guests that were still on the reserve; managing cancelations and fielding queries; determining which staff were staying on the reserve and who was leaving and consolidating food supplies. There was a lot going on – it was all rather surreal. We are grateful to our staff. Everyone worked to their strengths and we got the job done under difficult circumstances.
Although we don’t know yet when the lockdown will be lifted – do you have plans for this day?
We will be ready to open at very short notice! We have skeleton staff of approximately 64 people spread out across the reserve. Their positive energy and willingness to be of service in humbling. Staff have been divided into teams according to who they locked down with. Each team is allocated chores on a weekly basis to ensure that all lodges and components of the reserve such as fencing, electric gates, water tanks, pumps, vehicles (and so much more) are maintained and well cared. We want to ensure that we will not miss any time in getting back to business. We miss our guests.
A game reserve is not only about tourism, it is foremost about nature conservation. How do you make sure that the animals are well looked after and protected?
Kariega Game Reserve in collaboration with the Kariega Foundation has worked very hard to establish a professional, well trained and resourced anti-poaching unit (APU) which is still fully operational, ensuring our wildlife and endangered species are protected throughout this period. We envisage that poaching of general game will increase and also the risk to larger game, rhino in particular. Our team removed sixteen fresh snares along one of our fence lines this week, which proves this point.
We are under pressure from a resource and funding perspective to keep this dedicated team going. The Kariega Foundation is working with some of our global partners on fundraising campaigns to ensure we reach this objective.
Our ecologist and select field guides are also still on the reserve, keeping an eye on the animals and supporting the efforts of the APU. There are some real positives from an ecology perspective. Areas of wilderness have time to recover and we can use the time constructively to move forward with some important research projects and alien vegetation management.
You have done a tremendous job during the last years with building the new Settlers Drift and the upgrade of River Lodge and Ukhozi Lodge. Do you use the lockdown for making further plans for the future?
In truth, the future is not something we are thinking about right now! We first need to survive this crisis and our primary focus is on caring for our staff with what resources we have. We are grateful that we had the opportunity to build Settlers Drift and add it to our suite of lodges as well as upgrade River Lodge and Ukhozi Lodge over the last two years. We believe we offer a world class safari experience and we know we will come through this. There will be time again to fix our sights on an expanded vision for Kariega Game Reserve, but what is most important to us now is the well-being of the Kariega Family at large and getting everyone safely to the other side of Covid19.