Savuti Channel: Der gestohlene Fluss
Vor mir breitet sich die weite Wasserfläche des Savuti Channels in Botswana aus. Pralle Seerosenknospen warten nur darauf, aufzubersten. Üppige Bäume und dichtes Reed säumt das Wasser. Kaum zu glauben, dass sich hier am sagenumwobenen „gestohlenen Fluss“ lange Zeit nur eine braune Ödnis erstreckte.
Der gestohlene Fluss
Der Savuti Channel verbindet den Linyanti River mit dem Savuti Marschland und versorgt die Region mit Wasser.
Als David Livingstone das Savuti Marschland in 1851 besuchte, nannte er es einen „dismal swamp“ (erbärmlichen Sumpf). Wenige Jahre später, 1888, trocknete der Savuti Channel aus. 70 Jahre lang blieb er trocken. Das Marsch wurde eine Ödnis.
1957 begann der Kanal wieder Wasser zu führen. So stark, dass die Bäume ertranken. Noch heute sind die toten Kameldornbäume zu sehen. Während der nächsten 20 Jahr floss der Channel – um 1982 erneut zu versiegen.
2008 bemerkte man, dass sich der Kanal langsam mit Wasser füllte – 2010 schließlich schwoll er zum Fluss an und erreichte das Savuti Marsch.
Warum versiegt und fließt der Savuti Channel?
Wahrscheinlich liegt das periodische Fließen und Versiegen an tektonischen Aktivitäten. Geologische Messungen haben gezeigt, dass sich der Savuti in seinem Lauf nur sehr wenig absenkt (aktuell ca. 18 cm pro Kilometer). Kommt es zu tektonischen Verschiebungen – was im Randbereich des afrikanischen Grabendbruchs nicht selten ist – kann es zum Versiegen oder auch wieder zum Fließen kommen. Aber natürlich spielen auch die Regenfälle eine große Rolle. Während der trockenen Jahre in 2015/2016 versickerte der Kanal fast, 2017 füllte er sich wieder.
Die Veränderung der Tierwelt am Savuti Channel
Es ist unglaublich, wie sich Tiere eine neue Heimat erobern oder an ihre Umgebung anpassen.
Vor 2010 bot die trockene Region außerhalb der Regenzeit kaum Wasser und Nahrung. An drei künstlichen Wasserstellen fand sich die gesamte Tierwelt der Region ein. Nach dem erneuten Fließen verwandelte sich das Marsch in ein grünes Paradies, in dem die Tiere an vielen Stellen reichlich Nahrung finden.
Sobald das Wasser wiederkam, siedelten sich Wasservögel an, kleine Krokodile und sogar Hippos folgten.
Wildhunde, für die die Savuti Region bekannt ist, mussten sich an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Sie scheuen normalerweise Wasser, da sie Angst vor Krokodilen haben. Zunächst ein Segen für Impalas und Kudus, die den Wildhunden durch einen beherzten Sprung durch den Kanal entkommen konnten. Durch irgendwann verstanden die Wildhunde: wenn die Impalas im Wasser nicht getötet werden, dann kann es ja auch für uns nicht zu gefährlich werden. Und wenige Wochen später verfolgten sie Antelopen auch bis ins Wasser.
Wie lange die Savuti Marsch noch dieses spannende Tierparadies sein wird? Ich bin gespannt darauf, wann der Savuti Channel erneut gestohlen wird!